Nein, ein entspannter Nachmittag war das für alle Beteiligten wohl nicht. Nach einem Spiel mit Höhen und Tiefen sowie einer unglaublich verrückten Schlussphase gewann die TG Voerde ihr Meisterschafts – Heimspiel gegen die BG Harkortsee II mit 74 – 73.
Dabei hatte alles ganz wunderbar angefangen. Gegen den Tabellennachbarn begannen die Ennepetaler konzentriert und setzten die im Abschlusstraining einstudierten Vorgaben sehr gut um. Die Starting – Five mit Ralf Julitz (Point-Guard), den Flügeln Benny Schmidt und Jannis Wegner sowie Manuel Scharfenstein und Interims – Kapitän Moritz Lindner auf den großen Positionen verteidigte engagiert, kontrollierte den Rebound und lief einige sehenswerte Fast – Breaks, initiiert vom hervorragend disponierten Ralf Julitz (Double-Double bei Assists und Rebounds). Im Set – Play fand man die richtigen Ausstiege über die großen Spieler, so dass sich die Voerder über 8 – 1 auf 14 – 3 absetzen konnten. Der bestens disponierte Manuel Scharfenstein hatte zu diesem Zeitpunkt bereits acht Zähler für seine Farben markiert.
Erst nach sieben Minuten trafen die – als gute Schützen bekannten – Gäste ihren ersten Drei – Punkte – Wurf. Kurze Zeit später wechselte Coach Martin Schrader seine Formation auf drei Positionen. Was dann passierte, ist eigentlich nicht wirklich zu verstehen. Plötzlich agierte der Gastgeber verunsichert, ohne Struktur und ohne den nötigen Biss in der Verteidigung. Die Folge: ein 0 – 14 Negativlauf zum Zwischenstand von 16 – 20 nach 23 Minuten. Die Konsequenz: die eingewechselten Moritz Heck, Dennis Stankowski und Fabian Szarmach mussten wieder auf der Bank Platz nehmen. „Eine solche Entscheidung ist hart und bereitet auch dem Trainer kein Vergnügen, aber ich musste reagieren,“ erklärt der Übungsleiter die ungewöhnliche Maßnahme. Und tatsächlich war sein Team anschließend sofort wieder voll im Spiel. Nun war es Benny Schmidt, der offensiv einige Highlights verbuchen konnte und mit neun Punkten in Serie ein Garant dafür war, dass mit einer 34 – 25 Führung die Seiten gewechselt wurden. Kurios und sicher extrem selten: die Erste Fünf hatte zur Halbzeit eine +/- Effektivität von + 23…!!!
Insofern war es wenig verwunderlich, dass der Trainer auch zu Beginn der zweiten 20 Minuten seiner Startformation das Vertrauen schenkte. Langsam aber sicher wurden allerdings auch bei diesen Spielern die Beine müde und überflüssige Ballverluste (Schrittfehler!!!) schlichen sich ein. Zudem wuchs die Foulbelastung stetig; das sehr intensive und emotionale Match begann Tribut zu fordern…
Mitte des dritten Viertels kam dann Marius Rausch zu seinem ersten Einsatz, als „Sonderbewacher“ des besten Gästespielers. „Marius hat sich in die Aufgabe reingefressen und das gut gemacht. Er hat zwar einige Fouls geben müssen, aber den Rhythmus seines Gegenspielers zerstört,“ lobte der Coach im Anschluss seinen Flügelspieler. So konnte die TG Voerde den Vorsprung bis zum Ende des dritten Viertels halten, auch weil Manuel Scharfenstein unverändert hochprozentig treffen konnte.
Der letzte Zehn-Minuten-Abschnitt war dann an Spannung nicht mehr zu überbieten. Erst musste Jannis Wegner mit seinem fünften Foul auf die Bank, wenig später folgten Ralf Julitz und Manuel Scharfenstein. Nach und nach kamen somit die Bankspieler wieder zum Einsatz. Und nach dem verpatzten Auftritt aus Halbzeit Eins wollte der Ein oder Andere wohl wieder etwas gut machen. Jetzt stimmte der Einsatz und nach dem Ausscheiden von Scharfenstein war es in erster Linie Moritz Lindner, der seine Farben auf dem Scoreboard hielt. Doch die Gäste hatten mittlerweile begonnen, auch schwierigste Würfe zu treffen und schafften zwei Minuten vor dem Ende erstmals den Führungswechsel nach der Halbzeit (66-68).
Vier Punkte von Lindner sorgten wieder für einen Mini – Vorsprung der Ennepetaler. Anschließend folgten das fünfte Foul des Centerspielers und der erneute Ausgleich der Gäste. Es war noch weniger als eine Minute zu spielen, Spielstand 72 – 72 und aus der Starting – Five stand nur noch Benny Schmidt auf dem Parkett. Per Freiwurf markierten die Gäste eine Ein – Punkt – Führung. Auszeit TG Voerde! Was dann folgte, macht den Coach richtig glücklich: im letzten Set – Play – Angriff der Partie wurde der Ball perfekt bewegt und landet am Ende in den Händen von Dennis Stankowski, der – trotz Foul – per Korbleger erfolgreich abschließt. „Wir haben es geschafft, im Fünf gegen Fünf unseren längenmäßig kleinsten Spieler am Brett frei zu spielen, der ohne Dribbling per Korbleger erfolgreich abschließen kann. Das war ganz stark,“ begeisterte sich Trainer Martin Schrader noch Minuten nach der Schlusssirene.
Zwar konnte Stankowski den fälligen Bonus – Freiwurf nicht verwandeln, aber Benny Schmidt sicherte sich den Offensiv – Rebound und die Gäste kamen zu keinem Wurfversuch mehr. Der 74 – 73 Erfolg war in trockenen Tüchern!
Fazit des Trainers: „Wir haben uns das Leben unnötig schwer gemacht. Eigentlich müssen wir zur Halbzeit schon mit 20 Punkten vorne liegen, aber wir haben mit unseren schlechten Phasen den Gegner leider wieder aufgebaut. Immerhin hat die Mannschaft viel Herz gezeigt und den Sieg erzwungen. Darüber bin ich natürlich sehr froh, aber es war auch deutlich zu erkennen, dass wir noch einige Baustellen zu bearbeiten haben. Ich hoffe, dass wir nächste Woche in Haßlinghausen mehr Konstanz in unser Spiel bekommen.“
Auch wenn Basketball ein Teamsport ist und stets alle gemeinsam gewinnen oder verlieren, so kommt der Coach am heutigen Tag um ein Sonderlob nicht herum: „Manuel Scharfenstein hat eine super Performance abgeliefert. Und das war definitiv kein Zufall! Manuel arbeitet seit Monaten zuverlässig und hart im Training. Zudem war er bereits fast zwei Stunden vor Spielbeginn in der Halle und hat ein paar Zusatzschichten Wurftraining absolviert. Das Resultat: fantastische 29 Punkte für Manuel und ein rosafarbener Zettel fürs Team. Im Sommer hatte ich Manuel ursprünglich gar nicht für den Kader eingeplant. Daran sieht man mal wieder, dass sich Dinge ändern können, wenn man sie verändern will.“
Ein dickes Dankeschön noch an die kompetenten Anschreiber sowie für die lautstarke Unterstützung der Zuschauer. Zum wiederholten Male ließ es sich auch der momentan verletzte Dominik Grefe nicht nehmen, seine Jungs von der Bank aus zu unterstützen! That´s Teamwork!
TG Voerde – BG Harkortsee II
74 – 73 (16-11/18-14/17-20/23-28)
Benjamin Schmidt 13, Fabian Szarmach, Dennis Stankowski 2, Marius Rausch 2, Moritz Heck, Moritz Lindner 22, Ralf Julitz, Manuel Scharfenstein 29, Jannis Wegner 6.
Bericht: Martin Schrader
