Den Sack nicht zugemacht! / Voerder Herren scheitern an ihren Nerven
24 Stunden nach der bitteren 60 – 62 Niederlage gegen die BG Hagen IV fand Trainer Martin Schrader langsam sein Lächeln wieder. „Es gibt drei positive Aspekte an diesem Wochenende. Wir hatten ein extrem stimmungsvolles Heimspiel mit großartiger Unterstützung durch die Zuschauer. Unser direkter Konkurrent aus Welper hat ebenfalls verloren, so dass wir nicht mehr auf einem direkten Abstiegsplatz landen können. Und die Uhren wurden auf Sommerzeit umgestellt, so dass meine schlaflose Nacht eine Stunde kürzer gedauert hat.“
Die Konstellation war im Vorfeld klar: Sowohl die TG Voerde als auch BG Hagen konnten mit einem Sieg einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen. Der TGV – Coach setzte auf die Starting – Five mit Ralf Julitz (Point-Guard), den Flügeln Benny Schmidt und Jannis Wegner sowie als „Big – Men“ auf Kapitän Finjan Hardt und Mo Lindner. Das Match begann vor toller Kulisse perfekt: nach einem einstudierten Spielzug traf Lindner per Korbleger. Auch im Anschluss daran lief der Voerder Offensiv – Motor gut; man führte schnell mit sechs Punkten (12 – 6) und dennoch konnten Team und Trainer zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich glücklich sein. „Wir waren anfangs spielerisch überlegen, haben uns aber zu selten belohnt und einige leichte Abschlüsse liegen lassen.“ Ein Problem, welches sich durch die gesamte Partie zog und letztlich für ein bitteres Ende sorgen sollte.
So kam es, wie es kommen musste. Der Gegner fand nun langsam auch zum eigenen Spiel und drehte das Ergebnis bis zur 14. Minute auf 16 – 24. Immerhin: der Kampfgeist der Gastgeber erlosch nie und so konnte man den Rückstand bis zum Seitenwechsel wieder auf drei Punkte reduzieren. „An unserer Defense gab es wenig auszusetzen. So konnten wir die offensiven Fehlversuche einigermaßen kompensieren.“
In der 2. Halbzeit erwischten die Hagener den besseren Start, setzten sich bis zum 30 – 38 wieder ein wenig ab. Es folgte eine Voerder Auszeit und eine Umstellung in der Verteidigung, sowie personelle Wechsel. Fabian Szarmach sorgte ab da für viel Tempo und Dominik Grefe präsentierte sich als Energizer. Eine Maßnahme, die den Gegner komplett aus dem Rhythmus brachte. Ein 11 – 3 Lauf war die Folge – und dennoch ist in dieser Phase auch ein Grund für die Niederlage zu suchen. „Wir hatten extrem viele Ballgewinne und die BG wusste sich nur mit Fouls zu helfen. Wir erhalten innerhalb von zwei Minuten 12 Freiwürfe – und treffen davon ganze zwei! Anstatt für eine Vorentscheidung zu sorgen, haben wir uns mental immer tiefer runter gezogen,“ versteht der Coach seine Spieler überhaupt nicht.
Und trotzdem schien alles ein gutes Ende zu nehmen. Acht Punkte von Jannis Wegner und vier Punkte von Mo Lindner waren Grundlage einer sechs Punkte Führung (60 – 54), bei noch zu spielenden 120 Sekunden. Danach blockierten die Spieler leider offensiv komplett. Es fielen keine Würfe mehr und selbst ein 1 gegen 0 – Korbleger nach tollem Back-Door-Cut fand nicht den Weg in die Reuse. Die Nervosität war mit Händen zu greifen – und die routinierten Hagener ergriffen diesen Strohhalm. 17 Sekunden vor Schluss wechselte die Führung nach einem erfolgreichen Dreier zu den Gästen (60 – 61). Auszeit Voerde. Der letzte Angriff wird besprochen – und dann passiert das Unfassbare. Beim Einwurf erfolgt ein Pfiff – die Referees entscheiden auf Ballbesitz Hagen, weil der von Ralf Julitz gespielte Bodenpass angeblich die Auslinie berührt haben soll. Nun war es um das Nervenkostüm der Gastgeber endgültig geschehen – das Match verloren. „Einen solchen Pfiff darf man nicht machen. Nach 20 Spieltagen stehen beide Teams punktgleich in der Tabelle. Es sind noch 17 Sekunden zu spielen und beide Mannschaften können noch gewinnen. Da sollte sich ein Schiedsrichter nicht einmischen. Niemand in der Halle hat diese angebliche Regelübertretung gesehen, weder der Gegner, noch die erfahrene Schiedsrichterin. Aber der junge Kollege pfeift. Das ist Wahnsinn,“ echauffiert sich der Voerder Coach auch noch Stunden nach der Partie. Allerdings versucht der Trainer diese Situation nicht als Begründung für die Niederlage herzunehmen. „Nein, das Spiel hätten wir zu diesem Zeitpunkt bereits längst entschieden haben müssen. Wir werfen fast 60 % unserer Freiwürfe daneben, verlegen mindestens fünf einfache Korbleger und treten in der Crunch – Time auf wie Osterhasen. Ich habe mir das Match anschließend auf Video angesehen. Wir kontrollieren das Geschehen, spielen taktisch gut und generieren fast 15 Abschlüsse mehr als der Gegner. Die Niederlage geht ganz klar auf unsere eigene Kappe. Wir machen zu viele dumme Fouls, unser etatmäßiger Topscorer kommt nicht ein einziges Mal an die Freiwurflinie und 90 % unserer Fehlwürfe sind zu kurz. In der Crunch – Time dribbelt jeder Spieler den Ball tot, unser Team-Play wird vernachlässigt. Wir hatten in diesem Match richtig Druck – und wir sind offenbar noch nicht bereit, einer solchen Situation standzuhalten.“
Glück im Unglück: der Tabellenelfte SG Welper verlor am Samstagabend gegen die BG Harkortsee mit 81 – 82. Damit kann die TG Voerde nicht mehr auf einen direkten Abstiegsplatz abrutschen. Allerdings ist auch mehr als Platz 10 nun aus eigener Kraft nicht mehr drin. Das sollte unter normalen Umständen zum Klassenerhalt reichen – aber eine 100 %ige Sicherheit hierfür gibt es noch nicht…
Am kommenden Samstag empfangen die Ennepetaler dann die SG Welper. Bis dahin gilt es, den Frust und die Enttäuschung aus den Köpfen zu bekommen. Eine personell veränderte Rotation schließt der Coach derzeit nicht aus.
TG Voerde – BG Hagen IV
60 – 62 (14-17/12-12/16-12/18-21)
Finjan Hardt (2 Fouls), Benjamin Schmidt 8 (5 Fouls), Jan Hendrik Szarmach (1 Foul), Dennis Stankowski 2 (3 Fouls / 0 aus 1 FW), Moritz Lindner 11 (1 Foul / 3 aus 6 FW), Moritz Heck dnp, Dominik Grefe 8 (5 Fouls / 6 aus 10 FW), Manuel Scharfenstein, Ralf Julitz 8/2 (5 Fouls), Fabian Szarmach 2 (3 Fouls / 0 aus 4 FW), Jannis Wegner 19/2 (3 Fouls / 1 aus 2 FW), Lucas Borchert 2 (2 Fouls).
Freiwürfe: gesamt: 10 aus 23 = 43,5 %
Zu guter Letzt:
Team und Trainer gratulieren Mitspieler Lucas Borchert nebst Frau zur Geburt einer Tochter, die am Abend vor dem Spiel das Licht der Welt erblickte! Der Coach versuchte in der 2. Halbzeit mit einem Einsatz von Lucas einen „Endorphin – Effekt“, doch leider half auch diese Maßnahme nicht wirklich.
Trotzdem freuen wir uns natürlich für Lucas und seine Familie!!!