Die heimische Presse jubilierte nach dem Auswärtserfolg der TG Voerde in Hamm, man „sei nun in der Oberliga angekommen“. Ganz so euphorisch betrachtet das Ennepetaler Trainergespann Lukas Erdhütter / Martin Schrader die Sachlage allerdings (noch) nicht. Eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer.
Denn als Aufsteiger stehen der „Phalanx“ Woche für Woche große Herausforderungen bevor. „Alles ist schneller, physischer und konsequenter in der Oberliga im Vergleich zur Landesliga. Jeder Fehler wird sofort bestraft; wenn du nicht direkt voll auf der Höhe bist, hast du dir schnell einen deutlicheren Rückstand eingefangen,“ erläutert Coach Schrader.
Auch für die Übungsleiter ändert sich einiges in der neuen Liga. „Letzte Saison kannten wir jeden Gegner, waren immer top vorbereitet. Nun erwarten uns einige Wundertüten. Umso wichtiger ist es da, sich die nötigen Infos über die kommenden Gegner zu beschaffen.“ Zwar kennt man im Voerder Lager den Großteil des Freudenberger Kaders noch aus gemeinsamen Landesliga – Zeiten (Bilanz 1-1), trotzdem unterstützt jede weitere Hilfestellung die Spielvorbereitung. „Es hilft, wenn man mit zwei, drei anderen Trainern der Liga in regelmäßigem Austausch steht. Dass wir gegen Hamm einen solch guten Start ins Match hatten, hat auch was mit den Informationen zu tun, die ich vorher von Kollegen erhalten habe,“ erklärt der Voerder Sportwart und bedankt sich dabei explizit bei Dennis Köhler (TV Barop) und Nedim Zukic (SV Haspe). Mit letzterem arbeitet Schrader sogar gemeinsam in einem Unternehmen – kein Wunder also, dass sich zwischen den Spieltagen ausgetauscht wird.
Auch zu Schwelms Jan-Philipp Buchwald pflegt man den regelmäßigen Kontakt, allerdings ist für die Rote Erde die Oberliga genauso Neuland wie für die TG. „JP ist zwar nach wie vor ein Basketball-Brain und ich mag seine Analysen, aber von den kommenden Gegnern hat er ebenso wenig Plan wie ich,“ beschreibt der Coach den Austausch mit seinem langjährigen Playmaker und Co-Trainer augenzwinkernd.
Und welche Erkenntnisse hat man im Voerder Lager im Verlauf der Woche über den kommenden Gegner gewonnen? Der Spielstil des TV Freudenberg lässt sich wohl mit dem Wort „Guard-Terror“ am besten beschreiben. So bezeichnet der Baroper Trainer Freudenbergs Top-Scorer Miguel Ben Meftah als Spieler, „der nicht in diese Liga gehört“. An seiner Seite agiert – ebenfalls als Guard – sein Bruder René und als weiterer Dreier-Spezialist noch Frederik Zwinge. „Da kommt – vor allem defensiv – eine Menge Arbeit auf unsere Aufbauspieler und Flügel zu. Wir müssen immer hellwach sein und die nötige Stabilität im Kopf haben, wenn der Gegner auch mal trifft, selbst wenn wir es eigentlich gut gemacht haben. Zudem wird es auf eine konsequente Hilfe-Rotation ankommen, wo auch unsere Big-Men mehr gefragt sein werden als noch in Hamm,“ prognostiziert man von Seiten der TG aus.
Apropos Ben Meftah: Wer die letzte Basketball-WM aufmerksam verfolgt hat, dem wird dieser Name eventuell bekannt vorkommen. Denn Freudenbergs Trainer (und Vater der Brüder Miguel und René) Heikel Ben Meftah fungierte beim größten deutschen Basketball-Triumph aller Zeiten als Team-Betreuer von Dennis Schröder & Co., wurde dementsprechend auch mit einer Gold-Medaille dekoriert. „Ich hoffe mal, er hat sich nicht allzu viel von Gordie Herbert abgeschaut,“ freut sich Schrader auf das schwierige Duell an der Seitenlinie.
Bei den Gastgebern füllt sich immerhin der Kader so langsam wieder. Nach extremen Verletzungs- und Krankheitspech kehren nun nach und nach einige Akteure zurück ins Team. Besonders freuen sich die Trainer auf den ersten Auftritt von Neuzugang Niklas Lange in der aktuellen Spielzeit. „Niklas gibt uns mehr Möglichkeiten auf den kleinen Positionen. Er spielt extrem schlau und hat mehr Oberliga-Erfahrung als unser gesamter Kader zusammen.“
Am ersten Spieltag gewann der TV Freudenberg übrigens bei den AstroStars Bochum II, anschließend war man spielfrei. Allgemein darf ein spannendes und intensives Match auf Augenhöhe in der Sporthalle des Reichenbach-Gymnasiums erwartet werden.
By the way: selbst wenn das Spiel bereits am Freitagabend stattfindet und der Coach über ein gutes Netzwerk verfügt – auch der Samstag steht für Schrader ganz im Zeichen des Basketballs. Nachmittags wird er sich erst die Partie des SV Haspe gegen Breckerfeld „auf die Linse nehmen“, abends ist dann ein Besuch der Partie TV Barop gegen die AstroStars Bochum geplant. „Breckerfeld und die Astrologen sind unsere nächsten beiden Gegner. Und wie heißt es so treffend? Wissen ist Macht!“
Foto: Auf TG – Guard Fabian Szarmach wartet gegen Freudenberg eine große Herausforderung